Wer lebt glücklicher: homosexuelle oder heterosexuelle Paare?

Gleichgeschlechtliche Paare sind glücklicher als heterosexuelle

Laut aktueller Statistik ließen sich im Jahr 2017 37,67 % der Bundesbürger scheiden. Die meisten verschiedengeschlechtlichen Paare sind mit ihrer Beziehung unzufrieden. Ganz anders sieht es bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus: Die Mehrzahl von ihnen lebt glücklich mit oder ohne Kind.



Gleichgeschlechtliche Beziehungen funktionieren anders

Britische Wissenschaftler befragten für ihre Studie Enduring Love? Couple Relationships in the 21th Century 5.000 Männer und Frauen, die in einer Mann-Frau oder gleichgeschlechtlichen Beziehung lebten. Obwohl alle Interviewten angaben, dass für sie tägliche Liebesbezeugungen sehr wichtig seien, gab es diese nur in homosexuellen Partnerschaften. Die meisten Heterosexuellen beklagten, vom Partner kaum Komplimente und liebe Worte zu bekommen. Außerdem kritisierten sie die unzureichende Kommunikation mit dem Partner. Sie hielten des ehelichen Friedens willen oft den Mund. Homosexuelle wählen häufiger als heterosexuelle Partner mit einer ähnlichen Lebenseinstellung und kompatiblen Zielen und unterhalten sich offen darüber, was ihnen Spaß macht, was sie möchten, was ihnen Probleme bereitet und natürlich über Sexuelles.

Homosexuelle unterhalten sich offen darüber, was ihnen Spaß macht, was sie möchten, was ihnen Probleme bereitet und über Sexuelles.

Verglichen mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen verbringen Heterosexuelle weniger Zeit mit dem Partner. Und dieses Gemeinschaftsdefizit wird noch größer, wenn erst einmal Nachwuchs da ist. Während für die befragten Männer die Partnerin die wichtigste Bezugsperson ist, sind für mehr als drei Viertel der Frauen die Kinder das Wichtigste in ihrem Leben. Und das sorgt für Spannungen in der Beziehung, weil sich die männlichen Partner vernachlässigt führen. Auch die in Regenbogenfamilien lebenden Kinder profitieren laut einer Studie der University of Melbourne von der stärkeren Gemeinschaft: Sie sind um 6 % körperlich gesünder als Kinder aus klassischen Vater-Mutter-Kind-Familien und haben ein größeres familiäres Zusammengehörigkeitsgefühl. Da Regenbogenfamilien sozialisationsbedingt kein klassisches Rollenverhalten praktizieren, erleben die Kinder die Beziehung als harmonischer. In traditionellen Familien sorgt das Ernährer-Modell oft für Unzufriedenheit, Stress und häufige Streitereien, unter denen natürlich auch die Kinder leiden.

Warum Homosexuelle in ihren Beziehungen glücklicher sind

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Studie Modern Families des New Yorker Families and Work Institute. Da die Arbeitsteilung im Haushalt und bei der Kinderversorgung in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Absprache und entsprechend den Fähigkeiten erfolgt, ist keiner der Partner überfordert. Folglich erhalten die Kinder eine bessere Versorgung als in vielen Mann-Frau-Beziehungen. Weil gleichgeschlechtliche Paare ihre Beziehungen auf Augenhöhe führen und beide Partner Geld verdienen, gibt es zwischen ihnen kein Machtgefälle wie in vielen heterosexuellen Beziehungen. In letzteren sorgt die finanzielle Abhängigkeit vom Mann dafür, dass Frauen sich ausgebeutet fühlen: Haben sie ein geringeres Einkommen als ihr Partner, müssen sie den Haushalt automatisch übernehmen. Doch auch als Vollzeit arbeitende Mütter schaffen es die meisten von ihnen nicht, ihren Partner am Putzen und Kochen zu beteiligen.

Ein weiterer Konfliktherd ist die Sexualität: Männer verstehen die männliche Sexualität, Frauen die weibliche besser. Gibt es Probleme im Bett, sprechen viele Heterosexuelle mit dem Partner nicht darüber oder werden nicht verstanden. Außerdem wird in Mann-Frau-Beziehungen die Monogamie höher bewertet als in gleichgeschlechtlichen. Viele schwule und manche lesbische Partnerschaften sind trotz des freieren Umgangs mit der Sexualität langfristig miteinander glücklich. Und das funktioniert immer dann, wenn beide einander diese Freiheit lassen. Sie sind einander emotional treu, auch wenn es den einen oder anderen One-Night-Stand gibt. Der Grund: Sie vereinbaren, dass es danach weder Briefe noch Telefonate mit der Affäre gibt. Da es keine Heimlichkeiten gibt, bleibt die Beziehung unberührt.

Fazit

Dass eingetragene Lebenspartnerschaften länger halten als Ehen, liegt offenbar auch daran, dass Schwule und Lesben sie bereits mit dem Bewusstsein eingehen, dass Beziehungen nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Vielleicht bemühen sich Lesben und Schwule gerade deshalb viel intensiver umeinander. Außerdem festigt das Zusammenhalten gegen äußere Widerstände ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch in diesem Punkt können Heterosexuelle viel von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften lernen.

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