Der Wunsch nach Zugehörigkeit, Zuneigung und Liebe zählt zu unseren grundlegenden Bedürfnissen. Soziale Beziehungen prägen uns als Personen und spielen eine extrem wichtige Rolle in unserem Leben. Insbesondere die engen sozialen Beziehungen und die Liebesbeziehungen haben enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Aber wie entstehen die engen sozialen Beziehungen? Wie entscheidet sich, ob eine Begegnung ein oberflächiger Kontakt bleibt oder sich zu einer enge Liebesbeziehung entwickelt?
Grundlegende Voraussetzung für die Entstehung einer engen Beziehung ist eine gegenseitige Anziehungskraft oder Sympathie. Wenn die vorhanden ist, verbinden wir die andere Person mit positiven Gefühlen und suchen ihre Gegenwart. Folgende Faktoren können die zwischenmenschliche Anziehung beeinflussen und begünstigen:
Wir neigen dazu, die Menschen zu mögen, die uns vertrauter sind. Je häufiger also der Kontakt zu einer Person ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine enge Beziehung entsteht. Es wurde auch in Studien beobachtet, dass selbst kurze Treffen ohne viel Kontakt ausreichen, um Sympathie zu einer Person zu entwickeln. Wenn Sie also für häufigere, wenn auch nur „zufällige“ Begegnungen mit Ihrem Schwarm sorgen, erhöhen Sie damit die Chance, dass er oder sie Sie irgendwann sympathisch findet.
Ob uns eine Person interessiert, hängt auch von der positiven Bewertung der individuellen Merkmale der Person wie Aussehen, Eigenschaften oder Vorlieben ab. Bei der ersten Begegnung bildet sich ein Gefühl der Sympathie aber vorwiegend aufgrund der wahrgenommenen physischen Attraktivität. Als schön oder attraktiv werden interessanterweise diejenigen Personen wahrgenommen, die ein symmetrisches Gesicht haben und am meisten Ähnlichkeit mit dem durchschnittlichen Gesicht für die jeweilige Bevölkerungsgruppe aufweisen. Spannende Fakten zum Thema Schönheit hat die Universität Regensburg auf der Seite beautycheck veröffentlicht.
Eine wichtige Rolle für die Entstehung zwischenmenschlicher Anziehung spielt auch die wahrgenommene Ähnlichkeit der persönlichen Einstellungen. Dabei haben folgende drei Aspekte einen Einfluss darauf:
Weiterhin spielt auch unsere Stimmung eine Rolle bei der Beurteilung der Attraktivität einer Person. Kurz gesagt: Wie die Stimmung, so das Urteil. Demzufolge finden wir andere sympathischer und attraktiver, wenn wir gut gelaunt sind. Für Singles heißt das: Setzen Sie die rosarote Brille auf, wenn Sie auf Partnersuche sind. Das wird Ihnen helfen, die Schönheit des Anderen schneller zu erkennen.
Der erste Schritt ist gemacht, Sie haben eine Bekanntschaft mit regelmäßigem Kontakt aufgebaut. Wie entwickelt sich das weiter?
Die Wissenschaftler unterscheiden zwei Formen der engen sozialen Beziehungen: Austauschbeziehungen und Gemeinschaftsbeziehungen.
Bei dieser Form wird der Sinn einer Beziehung durch den gegenseitigen Austausch von materiellen, sozialen oder psychologischen Ressourcen definiert. Das Entstehen, Aufrechterhalten und Beenden solcher Beziehungen ist Resultat einer individuellen Kosten-Nutzen-Bilanz des Gebens und Nehmens. Die Beziehung orientiert sich an einem Gleichheitsprinzip: wenn man jemandem einen Gefallen tut, fühlt sich der Empfänger verpflichtet, in gleicher Weise entgegenzukommen. Wir achten darauf, wie viel wir zurückbekommen, wenn wir etwas gegeben haben und wie viel wir noch schulden, wenn wir was erhalten haben. Dementsprechend werden diejenigen Beziehungen aufgenommen und aufrechterhalten, bei denen wir das Gefühl haben, mehr oder zumindest so viel zu bekommen, wie wir investiert haben, oder wenn wir einen Mehrwert im Vergleich zu anderen Alternativen vermuten. Typische Beispiele für Austauschbeziehungen sind die Beziehungen zu Bekannten, Kollegen oder Nachbarn.
Bei zunehmender emotionaler Bindung ändern sich aber die Regeln des sozialen Austauschs und die Beziehung wächst zu einer Gemeinschaftsbeziehung. Die ist durch ein gegenseitiges Interesse am Wohlergehen des anderen geprägt. Die Partner achten nicht mehr darauf, wie viel sie bekommen oder geben, sondern darauf welche Bedürfnisse der andere hat und sind bereit, dem anderen das freiwillig und unentgeltlich zu geben. Dieses Bedürfnisprinzip ist charakteristisch für Liebesbeziehungen, enge Familienbeziehungen oder enge Freundschaften.
Ein wichtiger Faktor, der die emotionale Intensivierung der Beziehung beeinflusst ist die Selbstenthüllung.
Selbstenthüllung bezeichnet das bewusste Bereitstellen von persönlichen Informationen, die dem anderen sonst nicht zugänglich sind. Wir offenbaren dabei Teile unserer inneren Welt und erzählen dem anderen über unser Leben, Denken und Fühlen.
In einer Austauschbeziehung, in der das Gleichheitsprinzip herrscht, bewirkt eine Selbstenthüllung eine gegenseitige Reaktion: der Gesprächspartner fühlt sich verpflichtet auch etwas von sich preiszugeben. Denken Sie an das letzte Mal, als Ihnen ein/e Bekannte/r oder Kollege/in etwas Privates anvertraut hat. Wie haben Sie reagiert? Sehr wahrscheinlich haben Sie auch etwas über sich erzählt. Damit vertieft sich die Beziehung nach und nach und das gegenseitige Vertrauen wächst.
Sie müssen aber vorsichtig sein, wenn Sie das als Taktik nutzen möchten, um eine Bekanntschaft zu vertiefen, denn sie sollte zu dem richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. Wenn Sie sehr früh zu persönliche Sachen erzählen, kann das sogar negativ auffallen.
Eine Beziehung aufzubauen ist einfacher, als sie über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Wenn man sich auch über die Jahre bewusst „für“ eine Beziehung entscheidet, spricht man über eine starke Verbundenheit.
Die Verbundenheit beinhaltet (1) die emotionale Bindung zum Partner, (2) eine positive Vision darüber, was die gemeinsame Zukunft als Paar angeht sowie (3) die Absicht, die Beziehung auch in der Zukunft zu erhalten.
Die Stärke der Verbundenheit wird von drei wichtigen Aspekten beeinflusst:
Diese psychologischen Fakten helfen Ihnen beim Aufbau Ihrer nächsten Liebesbeziehung. Im Artikel Starke Paare erfahren Sie weiter, welche Eigenschaften glückliche von unglücklichen Paaren unterscheiden.
Artikel: Daniela Dvoretska
Quelle: Stürmer, S. (2009): Sozialpsychologie.
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